Project Scorpio: Alles was wir über die neue Xbox wissen

10. September 2022
Project Scorpio: Alles was wir über die neue Xbox wissen

In einem Interview mit der britischen Tageszeitung The Guardian gab uns Phil Spencer (Leiter bei Microsoft) einen Einblick über die getroffenen Hardwareentscheidungen, die für die neue Xbox namens Project Scorpio (Arbeitstitel) gemacht wurden.

Im Bezug auf Microsoft’s Entscheidung einen bereits in der PS4 und Xbox One verwendeten AMD Prozessor zu benutzen, anstatt auf etwas mächtigeres zu setzen, gab Spencer die Antwort dass dies eine reine Preis-Leistungsentscheidung wäre. Zugegebenermaßen wurde der CPU allerdings speziell auf die neue Xbox angepasst und erweitert.

Obwohl es selbstverständlich möglich wäre eine rund 2000 Euro teure Konsole zu entwerfen, die mit zwei NVIDIA TITAN X Grafikkarten ausgestattet ist, würde dies zu einem Preispunkt führen, der nicht zu Konsolen passt. Mit diesem Kompromiss hat Microsoft es geschafft für Project Scorpio einen Preis zu erreichen bei dem es sich nach wie vor um ein Premiumprodukt handelt, aber im Gegensatz zu einem Gaming PC oder Laptop zum Zocken mit ähnlichen Spezifikationen erschwinglich wirkt.

Spencer sprach auch davon welche Zielgruppe man mit der neuen Xbox ansprechen möchte. Durch das Premium-Preis-Segment und den Fokus auf Qualität möchte man mit Project Scorpio den Nutzern die bestmögliche Erfahrung bieten, die man mit einem Konsolenspiel auf dem Gaming Fernseher oder Beamer zum Zocken erleben kann und dies unabhängig davon ob es sich dabei um ein 1080p oder 4K Gerät handelt.

Er fügte außerdem hinzu, dass obwohl Project Scorpio leistungsstärker als herkömmliche Konsolen sein wird, Entwickler in der Lage sein werden problemlos für die neue Xbox Spiele zu entwickeln. Auch wenn aktuelle Benchmark Ergebnisse zeigen, dass die Titel mit 4K Auflösung für Project Scorpio bei 30 Bildern pro Sekunde liegen, sollte dies kein Anhaltspunkt für die Entwickler sein. Hier können eigene Entscheidungen im Bezug auf Auflösung und Bildwiederholrate getroffen werden und mit dem Beispiel an Forza wollte man nur zeigen, dass die neue Xbox in der Lage sei Spiele mit 4K bei 60 fps laufen zu lassen.

Spencer sagte, dass Microsoft im ständigen Kontakt mit Entwicklern sei, um aus Project Scorpio das Bestmögliche rauszuholen und die Verwendung dabei einfach zu halten.

Aber jetzt zur wichtigen Frage: Was genau ist Project Scorpio eigentlich?

Die neue Xbox wurde bereits im vergangenen Jahr auf der E3 angekündigt und soll laut Microsoft die leistungsstärkste Konsole sein, die jemals gebaut wurde – und bei dem Vergleich mit der PS4 Pro könnte das Unternehmen damit sogar recht behalten.

Das Motiv für Microsoft ist, dass man mit der Nachfrage an Spielen mit neuer Technologie wie HDR, VR und 4K Inhalten Schritt halten möchte. Ein weiterer Grund ist, dass man durch Project Scorpio mit aktuellen High-End PCs standhalten möchte und diese bekanntlich seit längerem die erwähnten Technologien unterstützen.

Auf den Punkt gebracht

Worum handelt es sich? Eine neue Xbox One mit 4K
Wann wird sie erhältlich sein? Bereits Ende 2017
Was wird sie kosten? Definitiv mehr als die Xbox One und Xbox One S

Spezifikationen

Obwohl wir die neue Xbox noch gar nicht zu Gesicht bekommen haben, hat Microsoft bereits alle Spezifikationen in einem Interview mit Digital Foundry auf Eurogamer bekanntgegeben.

Das Steckenpferd der Project Scorpio ist deren GPU, die eine Grafikleistung von sechs Teraflops trägt. Der Prozessor hat 40 Recheneinheiten und ist somit mehr als viermal so schnell wie die Xbox One. Zusätzlich wird dieser mit einer Taktrate von 1172 MHz laufen, was ein großer Sprung selbst gegenüber der leistungsstarken PS4 Pro ist.

Bevor ihr euch jetzt zu früh freut sei gesagt, dass der GPU um einiges langsamer ist als die Nvidia GeForce GTX 1080 Grafikkarte, welche mit satten neun Teraflops angetrieben wird. Allerdings wird derzeit für qualitativ hochwertige VR Spiele nur eine GTX 970 benötigt und das sollte selbst für die neue Xbox kein Problem darstellen.

Zudem sollte Project Scorpio dank der DirectX 12 Unterstützung die meisten Spiele problemlos und geschmeidig abspielen.

Die restliche Hardware wurde ebenfalls verbessert. Der AMD Prozessor bleibt zwar der alte Kern, aber steigert sich von der Geschwindigkeit dennoch von 1.75 GHz auf 2.3 GHz, was ein Anstieg von 30% ist, plus weitere 60% im Speicher.

Einige haben Microsoft’s Entscheidung einen AMD Prozessor der veralteten Jaguar Serie zu verwenden in Frage gestellt. Dieser wurde bereits in der Xbox One und PS4 verwendet und wurde laut Phil Spencer für die neue Xbox Konsole speziell angepasst und erweitert.

Dies sei ein reiner Preis-Leistungs-Kompromiss gewesen und obwohl man auch leistungsstärkere und neuere Spezifikationen verbauen hätte können, hat man sich aus preislichen Gründen dagegen entschieden. Trotzdem handelt es sich bei Project Scorpio um eine Premium Konsole, die mit aktuellen PCs mithalten möchte und somit im höheren Preissegment ansiedeln wird.

Auch das Motherboard wurde verbessert und wird somit den spezifischen Eigenschaften des Chipsatz der neuen Xbox angepasst und optimiert.

Die Audiobearbeitung wurde zudem mit der neuen Surround-Sound-Technik Dolby Atmos ausgestattet.

Des Weiteren nutzt Project Scorpio eine praktische Dampfkammer um Wärme aus der Rückseite der Konsole abzuleiten.

Diese Verbesserungen wurden von Ingenieuren aufgrund der Analyse von Hardware-Engpässen auf der Xbox One entworfen und bereits in einem Prototyp getestet.

Ein weiteres Highlight ist dass Project Scorpio die adaptive Frame-Rate-Technologie namens FreeSync unterstützt. Die neue Xbox wird also die erste Konsole sein, bei der die bereits für PC Nutzer beliebte Technologie zum Einsatz kommt.

Wenn ein Spiel auf einer Konsole normalerweise unter eine Bildwiederholrate von 60 oder 30 fps fällt, kann in einigen Fällen ein grafischer Glitch, der auch als Screen-Tearing bekannt ist, auftreten. Die bekannten Konsolen verwenden V-Sync um zu verhindern, dass solche Störungen auftreten. Allerdings kann dies manchmal Lags und Ruckler verursachen, die gerade beim Zocken von schnellen Spielen äußerst unvorteilhaft sind.

Mit dem oben erwähnten FreeSync sollte man bei Project Scorpio also in der Lage sein Screen-Tearing zu verhindern.

Auch wenn dies tolle Neuigkeiten sind, werden viele die Technikvorteile der Project Scorpio wohl nicht sofort nutzen können. Adaptive Sync wird nur Fernsehern mit HDMI 2.1 Ausgang zur Verfügung stehen. Eine solche Ausstattung ist bei TVs noch eine Seltenheit und wird bisher eher bei Gaming Monitoren verwendet.

Allerdings sollte es nicht mehr lange dauern bis die Mehrheit der Fernseher mit HDMI 2.1 ausgestattet sind und somit auch FreeSync unterstützen werden.

All dies bedeutet, dass das Rendering in nativer 4K Auflösung eine echte Möglichkeit für die neue Xbox ist, was darauf hindeutet dass man bei Project Scorpio von den Upscaling-Techniken namens “Sparse Rendering” und “Half Resolution” Gebrauch machen wird.

Half Resolution ist eine Technik bei der grafisch intensive Effekte mit einer niedrigeren Auflösung als das Spiel selbst laufen und dann auf die volle Auflösung hochskaliert werden.

Während Sparse Rendering der PS4 Pro Checkerboarding-Technik ähnelt, die Spiele auf 4K hochskaliert und dabei von der nativen Auflösung fast nicht unterscheidbar ist.

Seit dem Microsoft mitgeteilt hat, dass sie natives 4K für ihre First-Party-Titel verwenden möchten, deuten diese Techniken darauf hin dass die Spiele für Project Scorpio in verschiedenen Auflösungen laufen werden und die Entscheidung ganz von den Prioritäten der Entwickler abhängt.

Ein weiterer Vorteil von Project Scorpio ist dass Microsoft seit der Xbox One über Windows läuft und es daher für Spiele-Entwickler leichter wird auf beiden Plattformen zu arbeiten.

Microsoft versprach außerdem, dass die neue Xbox in der Lage sei Bildmaterial bei 60 Hz zu rendern. Dies sollte für ein seidig glattes Gameplay sorgen, welches mit der Bildwiederholrate eures Fernsehers synchronisiert wird.

Project Scorpio VR

Microsoft hat vor kurzem angekündigt, dass sie im Jahr 2018 den Einsatz von verschiedenen VR Brillen für die Xbox One und Project Scorpio ermöglichen möchten.

Besitzer einer Xbox werden nicht nur auf eine bestimmte VR Brille beschränkt sein. Stattdessen unterstützt die Konsole alle unter Windows laufenden Modelle. Dies beinhaltet unteranderem Produkte von HP, Lenovo, Acer und Dell.

Obwohl Microsoft keine eigene VR Brille in den Startlöchern hat, wird Virtual Reality wahrscheinlich eines der größeren Verkaufspunkte von Project Scorpio sein.

Und ja, Microsoft besitzt zwar HoloLens, aber hierbei handelt es sich um Augmented Reality und nicht Virtual Reality. Stattdessen wird das Unternehmen wohl auf eines der bekannteren VR Brillen wie der Oculus Rift oder der HTC Vive zurückgreifen. Spencer wies allerdings bisher auf keine anstehende Partnerschaft hin.

Die logische Wahl würde hierbei auf die Oculus Rift fallen, da Microsoft mit dem von Facebook unterstützten Unternehmen bereits im letzten Jahr zusammenarbeitete, um die VR Brille in einem Set mit dem Xbox One Controller in den Verkauf zu schicken. Außerdem könnte eine einheitliche Plattform zwischen PC und Xbox es den Entwicklern leichter machen, vorhandene Rift Titel problemlos auf die Xbox One oder Project Scorpio zu portieren.

Die schlechte Nachricht ist dass die neue Xbox keine VR Brille im Lieferumfang mit enthalten haben wird und ihr somit damit rechnen solltet weitere 500-800 Euro ausgeben zu müssen.

Ein neues Spielerlebnis

Eine weitere Interessante Neuigkeit von Microsoft’s Ankündigung auf der letzten E3 ist, dass alle Konsolen in der Xbox One Familie, darunter One S und Project Scorpio, aus der gleichen Bibliothek an Spielen wählen können. Die neue Xbox wird außerdem eine ausgewählte Anzahl an Xbox 360 Titeln unterstützen. Allerdings wird die leistungsstärkere Konsole Project Scorpio ein besseres Spielerlebnis bieten.

Ein Beispiel hierfür soll das veröffentliche Screenshot von Forza Motorsport 6 sein, welches zur Schau stellen sollte dass 4K Spiele bei 60 fps spielbar sein werden.

Am interessantesten war dabei die Tatsache, dass der Titel bereits nach ein paar Tagen Arbeit auf die neue Xbox portiert wurde. Diese Leichtigkeit deutet eventuell darauf hin, dass wir in Zukunft viele Portierungen erwarten können.

Dies könnte außerdem heissen, dass Xbox One Spiele bei 1080p in der Lage sein werden ohne viel Mühe in 4K zu zocken. Zudem teilte Microsoft mit, dass man daran arbeitet Spiele mit einer Auflösung von 900p in Zukunft auch bei 4K laufen zu lassen.

Keine Sorge falls ihr weiterhin auf einem Full HD Fernseher zockt. Mit Project Scorpio seid ihr zumindest in der Lage 4K Spiele in einer Auflösung von bis zu 1080p zocken zu können. Dies sollte ausreichen um den Detailgrad ordentlich anzukurbeln.

Falls ihr jetzt schon neugierig seid wie die Spiele tatsächlich am Ende aussehen könnten, dann schaut euch am besten die Bilder der letzten Microsoft Tech Demos auf Gamesradar an.

Trotz der Tatsache dass Sony für jedes neue PS4 Spiel den Besitzern einer Pro Konsole Verbesserungen garantiert, wird dies bei Project Scorpio nicht der Fall sein. Wie in einem aktuellen Interview erwähnt, wird nicht jeder Titel extra für die neue Xbox angepasst werden.

Scheinbar ist dies eine gute Entscheidung, denn dadurch wird den Entwicklern mit begrenzten Ressourcen jegliche Entscheidungen offen gehalten.

Laut Spencer sollte jedes Spiel auf Project Scorpio in maximaler Auflösung laufen, aber steht dies auch gleichzeitig für natives 4K?

Obwohl Microsoft den Entwicklern garantieren möchte, dass die Portierung auf die neue Xbox einfach gehalten wird, bleibt die Frage offen ob dies überhaupt erwünscht ist. Laut einer Umfrage von der Game Developer Conference (GDC), sind Entwickler verunsichert darüber ob die neue Mid-Generation-Konsole nicht eventuell mehr Arbeit abverlangt um Spiele zu entwickeln, die von beiden Systemen unterstützt werden.

Möglicherweise bedeutet dies, dass die neue Xbox nicht voll ausgeschöpft wird und somit daran gehindert werden könnte ihr volles Potenzial zu erreichen.

Bisher wurden eine Reihe von Spielen für Project Scorpio bestätigt, darunter befinden sich unteranderem Red Dead Redemption 2, Call of Duty, FIFA, Battlefront 2, Mittelerde: Schatten des Krieges, Forza Motorsport 7, Crackdown 3, State of Decay 2 und einige mehr. Dies garantiert auf jeden Fall starke Eröffnungstitel für die 4K fähige Project Scorpio.

Und was wird sie kosten?

Auch wenn Microsoft noch keine konkrete Preisspanne für die neue Xbox nannte, lies Spencer ein paar Hinweise verlauten.

So sei man zwar nicht bereit einen Preispunkt für Project Scorpio zu verkünden, allerdings kann man sich bei der verbauten Hardware schon gewisse Vorstellungen machen.

Unserer Schätzung nach wird sich der Preis bei zirka 500 Euro halten.

Warum wurde die neue Xbox bereits im letzten Jahr bekanntgegeben?

Selbst Phil Spencer gab zu dass es ein wenig seltsam für Microsoft sei, die neue Xbox so früh bekanntzugeben. Allerdings sei die Entscheidung aufgrund der angekündigten Spiele und der Entscheidungsfreiheit für Entwickler getroffen worden.

Außerdem möchte man mit diesem Weg der PlayStation und deren erfolgreichen Start in die Virtual Reality den Krieg ansagen. PS4 VR bietet im Vergleich zur HTC Vive und Oculus Rift einfach das bessere Erlebnis und benötigt keinen teuren Gaming PC.

Dies sei die Gelegenheit für Microsoft um zu zeigen, dass sie auch an VR interessiert sind und somit Spielern daran zu hindern auf eine andere Plattform zu wechseln.

Weitere Informationen zu Project Scorpio werden wir wohl auf der am 11. Juni 2017 stattfindenden E3 erhalten.